Anja Buchmann

Singende Messer

Singende Messer, Cover , Genre: Fantasy, Roman Singende Messer, Cover , Genre: Fantasy, Roman
Audrey ist eine Waise und wächst unter Jungen in der königlichen Kampfschule auf. Dort lernt sie nicht nur die Kunst des Kampfes, sondern macht sich auch eine innere Härte zueigen. Als sie jedoch die Kampfschule verlässt und auf den Kämpfer Ondra trifft, muss sie erkennen, dass ihre vermeintliche Stärke die Gefahr birgt, daran zu zerbrechen.
Wird es Ondra gelingen, Audreys Herz zu erreichen? Und wie wird Audrey die Wahrheit über ihre Herkunft verkraften?

DER WEG ZUR KRIEGERIN

Frühjahr 1388 n.N. (nach Nalani)
Jahr 23 des 109. Nachfahren Nalanis
Hauptstadt von Verneton
Anwesen der Seherin

»Mama, was hast du?«
Große, silbergraue Augen blickten zu Aya auf. Zärtlich strich sie über den blonden Schopf der Zweijährigen.
»Nichts, mein Schatz.«
Sie versuchte ein Lächeln. Dabei aber war es ihr, als würde ihr das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen. Um ihre Tränen zu verbergen, wandte sie sich ab.
Sie rief nach der Amme Esra, damit diese das Kind zu Bett brachte.
Aya wartete, bis das Mädchen eingeschlafen war. Dann schlich sie sich in dessen Schlafkammer, beugte sich über das Bett. Im schwachen Lichtschein der Kerze studierte sie das geliebte Gesichtchen. Ganz friedlich lag ihre Tochter da und schlief. Liebe durchströmte ihr Mutterherz. Sie drückte der Schlafenden einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.
Obwohl es später Abend war, machte sie sich auf den Weg in die Heilige Grotte. Visionen kannten weder Tag noch Stunde.
Sie hatte ihre Pflichten als Seherin in den letzten Tagen sträflich vernachlässigt, dabei hing nicht weniger als das Wohl und Wehe Vernetons von ihr ab. Seit den Tagen der ersten Königin Nalani verließen sich alle Herrscher auf die Prophezeiungen, die die Seher und Seherinnen der geheimen Welt hinter der sichtbaren abrangen. Sie warnten vor Feinden, sagten gute und schlechte Ernten voraus, bewahrten die Könige vor Meuchelmördern. Seit fast 1400 Jahren waren sie der Garant für das Wohlergehen und das Wachstum des Volkes von Verneton.
Über die Gabe, hellsichtige Visionen zu empfangen, verfügten einige wenige Menschen. Doch nur dem Seher oder der Seherin des Königs sowie den erwählten Nachfolgern war es erlaubt, sie einzusetzen. Sie mussten einen Eid schwören, ihre Erkenntnisse einzig mit den Herrschern, die alle für sich beanspruchten, Nachfahren der weisen Königin Nalani zu sein, zu teilen. So sollte die kostbare Gabe dem Wohle des ganzen Volkes dienen.
Aya entzündete kein Licht. In völliger Dunkelheit ließ sie sich auf dem kalten Steinboden des heiligen Ortes nieder. Sie schloss die Augen und öffnete ihren Geist für die göttlichen Eingebungen, bereit, eine beliebige Vision zu empfangen. Auch wenn es möglich war, Antwort auf eine bestimmte Frage zu erbitten, so tat sie dies nur selten, war es doch ungleich anstrengender. Ferner barg es die Gefahr, dass man die falschen Fragen stellte und Dinge erfuhr, die besser im Dunklen hätten bleiben sollen. Mit Grausen dachte sie an den letzten Fehler dieser Art, den sie begangen hatte; ungefähr hundert Tage lag er zurück.
Es erforderte all ihre Willenskraft, diesen Gedanken ziehen zu lassen und ihren Geist wieder leer und bereit zu machen.
In dieser Nacht sollte ihr jedoch keine Weisheit zuteilwerden.

Singende Messer

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Audrey ist eine Waise und wächst unter Jungen in der königlichen Kampfschule auf. Dort lernt sie nicht nur die Kunst des Kampfes, sondern macht sich auch eine innere Härte zueigen. Als sie jedoch die Kampfschule verlässt und auf den Kämpfer Ondra trifft, muss sie erkennen, dass ihre vermeintliche Stärke die Gefahr birgt, daran zu zerbrechen.
Wird es Ondra gelingen, Audreys Herz zu erreichen? Und wie wird Audrey die Wahrheit über ihre Herkunft verkraften?